Die Bilder von Gil Funccius bewegen sich im Grenzbereich zwischen Abstraktion und Spuren des Konkreten.
Am Anfang ist die Farbe. Die jeweilige Besonderheit des Materialauftrags generiert Zufälle, denen die Künstlerin ihren Lauf läßt oder die sie lanciert. Assoziationen geben diesem Lauf eine Richtung, bis ein Raum, genauer, ein Farbraum, noch genauer: die Illusion eines Farbraums entsteht. In diesen abstrakten Farbraum platziert sie ein zweites Moment: Fragmente, Codes, Andeutungen von Relikten von Geschehnissen, Tagesresten aus der Außenwelt, die auf der Leinwandoberfläche auftauchen. Vage Andeutungen von Gegenständlichkeit durchbrechen den Farbraum.

In der jüngsten Folge von „Schriftbildern“ sind es Chiffren, Reste von Schrift, Trümmer einer locker und assoziativ aufgetragenen Handschrift, wie das Palimpsest einer zerstörten Tontafel. Oder Zeichen, die anmuten wie aus dem Farbraum hervorschießende Schriftzeichen, Formeln, Reflexe oder verstümmelte Zitate aus der täglichen Medienwelt, aus den Nachrichten. So unlesbar und unverständlich wie das berühmte Menetekel, das eine geisterhafte Hand an die Wand schrieb.

(Dr.Delf Schmidt)